Trauern ist mehr als traurig sein…
Heute möchte ich über Trauergefühle schreiben, da man damit meist an die tiefe Traurigkeit denkt, die einem überkommt, wenn man gerade einen Menschen für immer verloren hat, der einem sehr nahe war. Doch Trauergefühle sind so viel mehr.
Trauergefühle können sich ausdrücken in: Wut, Schuldgefühlen, Gefühl der Ohnmacht bzw. Machtlosigkeit, Liebe, Verbundenheit, Schamgefühle, Erleichterung (zum Beispiel bei langer Krankheit, oder wenn man von jemanden misshandelt wurde,…), Angst, Verbitterung, Dankbarkeit, Sehnsuchtsgefühle (vermissen) und einige andere.
Alle Trauergefühle sind in Ordnung, denn sie sind Ausdruck des Verlusts. Alle sind gut – im Sinne von in Ordnung und richtig! Gefühle können dabei oft auch widersprüchlich sein. Einerseits Wut auslösen auf den Betroffenen, zum Beispiel in Bezug auf Gewalterfahrungen, anderseits einen großen Verlustschmerz und Liebe. Aber auch bei tief verbundenen Partnerschaften kann man in dem einen Moment nur den tiefen Schmerz spüren, in ein tiefes Loch fallen und im nächsten Moment oder manchmal sogar gleichzeitig so ein absolut tiefes Gefühl der Liebe und Verbundenheit spüren.
Wobei hilft mir dieses Wissen?
Warum ist das überhaupt wichtig zu wissen, dass es unterschiedliche Arten von Trauergefühlen gibt?
- Weil man dadurch andere und vor allem sich selbst so besser verstehen kann und auch Verhalten dadurch besser einordnen kann. Denn es kann in einem Unverständnis und Wut auslösen, wenn man vielleicht nicht verstehen kann, wieso manche ihre Wut und ihre Schuld, die sie durch den Verlust spüren in medizinisches Personal, den Glauben, Verwandte oder andere Personen auslagern… Vielleicht ärgert man sich auch manchmal, wenn ein anderes Familienmitglied fröhlich ist und lacht, und eigentlich „nicht richtig trauert“.
- Manchmal fragt man sich sogar: „Trauere ich überhaupt“, „Stimmt was mit mir nicht?“ oder „Trauert mein Kind überhaupt?“
- Außerdem ist es hilfreich, um zu wissen, ob man „wo feststeckt“ oder sich in seiner Trauer etwas bewegt. Manchmal äußern sich diese Gefühle, die nicht rauskönnen auch in körperlichen Symptomen. Wie in Verspannungen, Kopfschmerzen, Magenproblemen, übermäßiges Schwitzen oder Frieren, Atemprobleme, Ruhelosigkeit, Schlafmangel, etc. Trauer hat viele Begleitsymptome. Unbearbeitete Trauer kann sich aber körperlich und psychisch manifestieren. Daher hilft es sich sowohl mental bzw. psychisch damit auseinanderzusetzen, aber auch den Körper für die Arbeit mit der Trauer zu nutzen. Dies kann sich in Bewegung ausdrücken, sowie in Pausen, in Weinen und oder bestimmten Atemübungen.
Die Trauerarbeit bewegt sich zwischen einem Fließen lassen und sie bei Bedarf zu begrenzen und ist Teil der Realisierungsarbeit. Ein Trauerprozess beginnt bei Krankheiten bereits mit der Diagnose, wenn sich das Leben plötzlich schlagartig ändert und das Leben einen erschüttert.
Ich wünsche Dir einen Platz, dieser Trauer und damit letzten Endes auch dir selbst Zeit und einen Raum zu geben. „Trittsteine“, die man bewusst aufsucht, können dabei helfen. Die kann man sich wie in einem wilden Bach vorstellen, wo es immer wieder trittfeste Steine gibt, die einem Halt geben.
Wenn Du bzw. Sie Fragen haben, können Sie sich gerne an mich wenden.