Ich kann mich ärgern, oder auch nicht…

 

In einer meiner Lieblingszeitschriften gab es lange eine Rubrik die jedes Mal den Titel trug: „Alles, was man sagen kann, kann man auch nicht sagen“. Als ich diese das erste Mal las, dachte ich mir „Ja und weiter?“

Aber irgendwie ließen mich diese Zeilen nicht mehr los. Immer wieder, bei jeder Ausgabe, las ich sie wieder, anstatt sie zu ignorieren. Obwohl es so absurd, so unrealistisch für mich geklungen hat. Ich dachte mir, es müsse ja etwas dran sein, aber es war einfach noch so weit weg von mir. Manchmal muss erst etwas sickern, bevor es zum eigenen Leben passt. Vielleicht kennst Du das.

 

Umgang mit schwierigen Gefühlen

In den letzten Jahren ist sehr viel auf der Welt und in unserer Gesellschaft passiert und viele Menschen finden sich in einer ganz starken Unterscheidung zwischen dem, was richtiges und falsches Handeln, Fühlen und Denken ist. Auch in Familien, auf Arbeitsplätzen und manchmal auch in Partnerschaften und Freundschaften brodelt es manchmal regelrecht in einem bei gewissen Themen. Einige Therapeuten und Beraterinnen berichten davon, dass die Themen Wut und Ärger derzeit noch präsenter sind und viele Menschen belasten. Ich erinnerte mich wieder an besagte Rubrik und passte die Schlagzeile zuerest unbewusst zu dieser schnelllebigen Zeit mit all den Ärger und Frust wie folgt an: „Ich kann mich ärgern, oder auch nicht…“

Und auch wenn das für viele wahrscheinlich genau so weit hergeholt klingt, kann es auch „einfach“ eine Übungssache sein, wie man mit all den Ungerechtigkeiten, Leid und der Belastung in der Welt, im Büro, in seiner Familien, etc umgeht.

Hast Du schon einmal an eine Alternative gedacht, Dich nicht zu ärgern – wenn Du einfach den Impuls dazu hattest? Wenn Wut oder Ärger in Dir aufsteigt, wenn Du etwas im Internet liest, nicht gleich drauf los zu schreiben, oder etwas zu sagen, wenn jemand anderer Meinung ist, oder zu hupen oder laut zu schimpfen, wenn ein Autofahrer zu langsam oder zu schnell fährt und diesmal nicht gleich zu reagieren, wenn Du Dich über etwas ärgerst? Wenn Du diesmal nicht Deinem Impuls folgst, sondern etwas Anderes probierst?

 

Übung

Wie wäre es, wenn Du das nächste Mal bevor Du reagierst, vorher inne hältst, und vier Mal tief durchatmest, bewusst wahrnimmst, wo und wie Du sitzt oder stehst und erst dann eine Handlung setzt oder diesmal keine setzt? Vielleicht möchstest Du das einmal probieren?

Selbst wenn Du dabei bleibst, dass sich ärgern und einfach „Dampf ablassen“ gerade das Richtige ist. Aber vielleicht fühlt es sich bereits anders an, weil Du bewusst diese Entscheidung getroffen hast und Dich nicht einfach leiten gelassen hast, sondern diesmal bewusst eine Wahl getroffen hast? Vielleicht reagierst Du durchaus gelassener, kannst plötzlich akzeptieren, dass auch der andere Beweggründe für sein Handeln hat? Oder Du reagierst einfach anders als sonst, wenn Du ein paar Mal zuvor durchgeatmet hast oder gar eine Nacht über etwas geschlafen hast – obwohl sich die Situaton immer noch unangenehm anfühlt. Mit etwas Übung bringt dieses Verhalten aber mehr Zeit für Dich selbst, Freude und Gelassenheit. Viel Erfolg und Geduld beim Ausprobieren!

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